Talheim/Trossingen / sz (ws) – Auf einer „Mini-Tour de Ländle“ ist in diesem Jahr der CDU-Stadtverband Trossingen: Er will alle Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft besuchen. Am Donnerstagabend war er auf Stippvisite in Talheim. Dort ließ er sich von Bürgermeister Martin Hall über die „Gemeinde mit Weitblick“ informieren. Ob dieser Weitblick sich nur auf die grandiose Aussicht vom Lupfen bezieht, oder auf die politischen Entscheidungen, ließ der Schultes offen.
Zu der letzteren Kategorie könnte indes die Beziehung zu Trossingen in zweifacher Hinsicht zählen: Talheim war 1975 nach Trossingen zwangseingemeindet worden. Es erkämpfte sich vor dem Staatsgerichthof des Landes die Selbständigkeit zurück und trat danach der Verwaltungsgemeinschaft bei. Diese (relativ) alten Geschichten waren jedoch nur Randthema. Aber mit Blick auf genannte, eher dissonante Verhältnisse in anderen Verwaltungsgemeinschaften in der Region stellten die Trossinger Gäste im Talheimer Rathaus denn doch die Gretchenfrage nach dem Verhältnis zu Trossingen. Aber da konnte Schultes Hall tatsächlich Entwarnung geben: „Mir kommet eifach guet mitnander aus.“ Das Verhältnis sei harmonisch und „wir werden gut betreut“, war er zufrieden. Zumal die Verwaltungsgemeinschaft nur die Bausachen und den Flächennutzungsplan bearbeite. „Den Rest machen wir selbst“. Viel läuft in Eigenregie
Ein Hinweis galt auch der nachhaltigen Bauplatzpolitik – mit tatsächlich „familienfreundlichen“ Preisen bei Kosten von 89 Euro pro Quadratmeter (fertig erschlossen). Es reiche, wenn von 44 Plätzen im Neubaugebiet jedes Jahr zwei bis drei verkauft würden. Dies sei positiv für den Gemeindeetat sowie ein Mittel, um die Einwohnerzahl nahezu stabil zu halten und Talheim für junge Familien interessant zu machen. Zumal der Kindergarten mit Kleinkinderbetreuung am Ort ist und auch die Grundschule „zurückgeholt“ wurde. Dort sei es mit 60 Kindern in vier Klassen „recht familiär“.
Talheim hat indes „viele alte Gebäude“ – auch denkmalgeschützte. Da sei er besonders froh um junge Familien, „die ein altes Haus sanieren“. In dieser Hinsicht hat die Gemeinde selbst einen Klotz am Bein. Das Geburtshaus von Max Schneckenburger („Die Wacht am Rhein“) sollte saniert werden. Jedes Mal, wenn man es mit Fachleuten anschaue, „wird's teurer“. Inzwischen gehe man von 750 000 Euro aus.
Die Zahl der Arbeitsplätze hätte der Schultes gerne erhöht. Für das Gewerbegebiet „Ried West“ würden noch „Interessenten gesucht“. Ob die heiß diskutierte Ansiedlung eines Krematoriums „förderlich oder blockierend“ wäre, werde kontrovers gesehen. Am 13. Mai stehe dazu ein Bürgerentscheid an.
Was in Talheim tatsächlich alles in Eigenregie läuft, hatte Bürgermeister Hall zuvor ausführlich erläutert. Das Themenspektrum betraf nahezu alle kommunalen Bereiche – weil „alles am Ort“ sei, einschließlich Kläranlage. Rund zehn Millionen Euro seien in den zurückliegenden acht Jahren in die Infrastruktur investiert worden. Dazu gehört die schrittweise Sanierung der Kanalisation, wie auch der Anschluss an die Bodenseewasserversorgung. Die Nutzung der eigenen Quellen, die nur die Hälfte des Bedarfs gedeckt hätten, rechne sich bei Kosten von 1,5 Millionen Euro nicht.