Seit 34 Jahren sitzt Hans Trümper im Kreistag. Über die Jahrzehnte gehörte er allen Ausschüssen an, aktuell ist er Sprecher der CDU-Fraktion im Sozialausschuss. Während eines Informationsabends informierte er über aktuelle Entwicklungen in der Kreispolitik.
Trossingen/Kreis Tuttlingen. Wie kann es sein, dass es in einem wirtschaftlich erfolgreicher Landkreis 305 Anzeigen von Kindeswohlgefährdungen gibt? Das ist eine jener Fragen, die Trümper umtreiben. In der Tat mögen die Fallzahlen gar nicht zu einer Landkreis passen, in dem es kaum Arbeitslosigkeit gibt. 100 Inobhutnahmen im vergangenen Jahr verweisen auf die Schattenseiten einer prosperierenden Region. Im Sozialausschuss wird Trümper mit Fällen wie der der kleinen Maya konfrontiert, die an Pfingsten des vergangenen Jahres in Aldingen tot in ihrem Bett gefunden wurde. „Die Mitarbeiter, die im Jugendamt arbeiten, haben es wirklich nicht leicht“, sagte Trümper und verwies auf deren hohe emotionale Belastung. Der Landkreis habe nun mit der Bildung eines Kriseninterventionsdienstes und der Schaffung von zwei zusätzlichen Stellen reagiert. Auch soll es künftig in den Kommunen Beratungsstellen für Familien mit Problemen geben. Diese Maßnahme kritisierte Zuhörerin Petra Hermann: Es sei wichtiger, die mobilen Dienste zu stärken. Ein weiterer Schwerpunkt im Vortrag Trümpers war die Kliniklandschaft, die der 75-Jährige gut gerüstet sieht – auch vor dem Hintergrund, dass derzeit in Villingen-Schwenningen ein Großklinikum entsteht. Mit Investitionen in ein neues Bettenhaus und die Ausstattung der Kliniken in Tuttlingen und Spaichingen habe der Kreis auf die Erfordernisse der Zeit reagiert – im Gegensatz zu Rottweil. Auch in die Bildung sei in den letzten Jahren sehr viel Geld investiert worden. Trümper befürchtet allerdings, dass die grün-rote Landesregierung derzeit zu viel Geld in die Schaffung von Gemeinschaftsschulen stecke und darüber das bestens funktionierende Berufsschulwesen vernachlässige. „Das ist ein Fehler“, so der CDU-Kreisrat. Auch um die Zukunft der Förderschulen macht sich der Kreisrat Sorgen: Die angestrebte Inklusion – also das Recht der Schüler auf einen Platz in der Regelschule – sorge für eine ungewisse Zukunft dieser Schulform. Überhaupt muss sich die CDU auf kommunaler Ebene nun erleben, wie es ist, die Beschlüsse anderer umzusetzen. Doch nicht nur im Land, auch auf Kreisebene habe es die CDU „schwer gebeutelt“, sagte Clemens Henn mit Blick auf die Landratswahl und die absolute Kreistagsmehrheit, die für die Partei verlorengingen. Trümper bekannte, dass dies für die Partei eine neue Situation sei, die Lage sich mittlerweile aber wieder weitgehend normalisiert habe. Zuhörer Reinhart Hohner meinte, dass die Partei eben auf Landes- und Kreisebene zu lange auf dem hohen Ross gesessen habe und dafür nun bestraft worden sei. Im Anschluss an den rund 45-minütigen Vortrag Trümper kam es unter den etwa 20 Besuchern noch zu einer lebhaften Diskussion