CDU Stadtverband Trossingen

Stadtwerke-Chef spricht über den Strom der Zukunft

Hans Bauer, Geschäftsführer der Entro, sieht Fehler in der Umsetzung der Energiewende

„Wir hatten die beste Energieversorgung der Welt“, sagt Hans Bauer, der Geschäftsführer der Stadtwerke Trossingen. Doch das sei lange her und seit der Liberalisierung der Strompreise Vergangenheit. Warum das so ist und wie es weitergeht auf dem Strommarkt, darüber hat der Energieexperte auf Einladung des CDU-Stadtverbands informiert.

„Die Energiepolitik ist in die Zukunft gerichtet, das geht uns ja auch alle ans Portemonnaie“, schickte Stadtverbandsvorsitzender Werner Hauser dem Referat voraus. Die neue Technik koste sicher mehr, „da werden wir wohl noch einige Wunder erleben.“ Werner Hauser hofft aber, dass es noch im Rahmen liegt.

Wirklich beruhigen konnte ihn Hans Bauer nicht. Wichtig war ihm klarzustellen, dass für die hohen Strom- und Gaspreise nicht nur die Energielieferanten verantwortlich sind. „Unterm Strich sind wir garantiert die Günstigsten für die Trossinger Bürger“, betonte er. Denn die Gewinne der Stadtwerke und der Energieversorgung En Tro fließen zum größten Teil der Stadt zu.

 

Hans Bauer zeigte auf, welche Folgen die Liberalisierung des Energiemarkts hat. Ziel sei gewesen, die Monopolstrukturen aufzubrechen, um günstigere Preise für die Verbraucher zu erzielen. Hans Bauer: „Da wurde bis dato ein bürokratisches Monster in die Welt gesetzt, das die gesetzten Ziele vermutlich nicht erreichen lässt.“

Günstiger für den Verbraucher wurde es nicht. „Aber ich bin entsetzt, wenn ich höre, dass die Energieversorgungsunternehmen sich die Taschen füllen. Wer sich wirklich die Taschen füllt, das ist die staatliche Seite.“ Denn die Energiewende müsse finanziert werden – mit staatlichen Umlagen wie das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG), , das Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz (KWKG) und seit 1. Januar 2013 mit der neuen Offshore-Haftungsumlage für den Bau von Windkraftanlagen an der Ostsee. Doch was den Stromexperten daran am meisten ärgert, sei die Mehrwertsteuer, die noch draufgesattelt wird. Hans Bauer betonte: „Wir sind nicht der Preistreiber.“

Die Abgabepreise seien deutlich gestiegen durch stetigen Zubau von EEG-Anlagen. Offen ist aber, was in 25 Jahren passiert, ob die Fotovoltaik-Anlagen so günstig sind, dass defekte Anlagen ersetzt werden. Bei zu wenig Sonne und Wind werde Energie aus Österreich zugekauft, „damit wir sicher über den Winter kommen“. Es sei mit einer zusätzlichen Umlage zu rechnen für die Bereitstellung von Kraftwerksleitungen und den Netzausbau. Und der Preisrückgang um 0,3 Cent pro Kilowattstunde kompensiere nur die sonstigen gestiegenen Kosten.

Das Erdgas habe immer im Wettbewerb zu Heizöl gestanden. Mittlerweile habe sich der Preis aber deutlich abgekoppelt und bilde sich an der Börse. Preisbildend seien Angebot und Nachfrage. Weitere Kosten könnten nur entstehen durch den Zubau von Biogas- und Biogasmethan-Anlagen.

Vor Billiganbietern auf dem Strommarkt warnte Hans Bauer eindringlich: „Ein Preisvorteil von mehr als 100 Euro ist seriös nicht darstellbar.“ Bedenklich seien Vorauskasse, kostenpflichtige Hotlines und horrende Preiserhöhungen während der Vertragslaufzeit.

Trocken stellte Werner Hauser nach dem Referat fest: „Wir zahlen an Österreich und gleichzeitig zahlen wir Windkraftanlagen an der Ostsee, die nicht funktionieren.“ In der Diskussion kam die Frage auf, wann zusammen mit Deißlingen in Trossingen die Windkraftanlage aufgestellt werde. Hans Bauer erläuterte, dass erst Ausschlusskriterien geprüft werden müssen. Läuft alles gut, können die Räder 2016 oder 2017 angeschlossen werden. Wenn, dann werde es ein Bürgerbeteiligungsmodell geben.

Die Aeroterm-Anlage des Trossinger Erfinderteams um Michael Cardinale könnte jederzeit angeschlossen werden, sei jedoch noch nicht angemeldet. Um den Strom in Batterien zu speichern, dafür sei die Technik noch nicht ausgereift.